Michael Hummel betreibt die deutsche Verlängerung des Silicon Valley: ParStream ist ein echtes, kreatives IT-Unternehmen, 2008 von drei Partnern gegründet – und das in Köln. Die Firma schließt nicht nur eine Lücke, die große Konzerne oder wilde Start-ups in Kalifornien offen gelassen haben. Sie entwickelt mit der Anwendung ParStream an vorderster Fortschrittsfront Big-Data-Datenbanken für die Zukunft von eCommerce, Geoanwendungen und Prozessanalysen von Produktion und Vertrieb – und rechnet in Lichtgeschwindigkeit. Dieser Ort innovativsten Gründergeists ist damit ein Musterbeispiel eines Silicon Valley-Unternehmens Made in Germany.
[selectivetweet]Big-Data-Experten von @ParStream bringen #ecommerce und #einzelhandel in die Zukunft. [/selectivetweet]
Die Entwickler eines „better tomorrow“ stehen beim Barbecue nahe San Francisco unter tiefblauem Abendhimmel und dem flackern der ersten Sterne. Hier stehen Start-Upper neben Venture Capitalists, Kai Diekmann auf Axel-Springer-Sommerfrische neben Google-Mitarbeitern und SAP neben Michael Hummel. „In Europa sind B2B-Technologieunternehmen überall verteilt. Deswegen schafft man da vielleicht zwei Termine am Tag. Im Silicon Valley sind es fünf!“, so Hummel. Es ist nicht zuletzt diese Effizienz und die offene Kommunikationskultur, die Ideen und Menschen so schnell zusammenbringt. Und deswegen spricht man bei ParStream in Köln auch nur Englisch.
Panta rhei im Silizium-Tal.
Deutsche Unternehmen wie Siemens oder die Deutsche Bank entwickeln daher zunehmend dort, wo sowieso nichts anderes gemacht wird – oder bauen in Zentren wie Paris oder London Innovationscenter auf. Das enttäuscht den ParStream-Mitgründer. Aber es liegt auf der Hand: Wer gründet, braucht viel Kommunikation und Absicherung. Thought leadership. Was glaubt man, kommt als nächstes? Wer kann ein Partner, ein Investor, ein Mentor sein? In Deutschland wird dies nicht gefördert. Vodafone baut mit Xone das hauseigene Innovationscenter in London. „Vodafone xone, delivering the promise“.
Beim Barbecue in Kalifornien, wo Hummel noch immer wochenweise im Jahr anzutreffen ist, wurde ihm klar: „In den USA bekommt man zwar mehr Geld, aber kaum Loyalität. Und man muss vor Ort sein, sonst funktioniert es auch mit dem Geld nicht.“ Als ehemaliger Unternehmensberater hat er mit zwei Kollegen zunächst ohne Investorenbeteiligung gegründet. Seine Ziele unterscheiden sich von denen anderer Start-ups: „Ein Exit steht nicht auf dem Programm. Uns geht’s um das Produkt.“ Und das ist im Zeitalter des Internet of Things immer wichtiger.
Die Menschen sind die Firma
Deswegen ist gerade die Lage in der globalen Start-up-Peripherie (nach Silicon Valley-Maßstäben) für Hummel etwas sehr reizvolles. Köln ist dafür der perfekte Standort: Berlin sei bisweilen viel zu „unstet und overhyped“. Mit Vodafone in Düsseldorf und der Telekom in Bonn gibt es in NRW Kunden und Netzwerke, die tragen. Die ParStream-Entwickler haben im Schnitt dreizehn Jahre Entwicklungserfahrung in c++, wenn sie von einem dieser großen Unternehmen zu ParStream kommen.
[selectivetweet]#Big-Data Analytics. ParStream ist der Riese aus der Nachbarschaft. [/selectivetweet]
„Wir glauben an räumliches Beisammensein“, bestätigt Hummel. Von fünfzig Mitarbeitern arbeiten dreißig im technischen Bereich, zehn im Vertrieb und zehn in der Verkaufsvorbereitung und der Administration. Damit ist das Unternehmen extrem entwicklungsfixiert und hat trotzdem in Deutschland keine Probleme, neue hochqualifizierte Mitarbeiter zu finden. Alle drei Monate ein neuer Start-up-Preis, ein spannendes und relevantes Produkt und Kunden, die es laut Hummel nicht fassen konnten: „Das ist ja der Hammer! Ich kann ein völlig neues Produkt bauen und Kundenbegeisterung aufbauen.“ Freude macht auch immer wieder die Reaktion der Fachleute, die staunten: „So etwas geht doch gar nicht“. Es ist diese Faszination, die neue Programmierer zu ParStream führt und das Unternehmen vom Silicon Valley abhebt. Der Kampf um die Köpfe ist in Deutschland definitiv erträglicher für ein Unternehmen wir ParStream, als Platzhirsch und lokales Fenster in die Globale Entwicklerlandschaft. „Wir finden hier alles, was wir brauchen.“ In den USA wären nur zehn Angestellte im technischen Bereich und vierzig im Vertrieb. ParStream aber könne es sich leisten, mehr auf Entwicklung guter Lösungen zu setzen. Keine zwei Sätze später wird jedoch klar, dass das doch nicht stimmt.
Die Start-up-Förderung funktioniert nicht
„Gerade in der Gründungsphase hat uns das wirklich gefehlt, denn wir wollten uns selbst hoch ziehen und nicht von Investoren reinreden lassen.“ Der Gründer bemängelt gigantischen Verwaltungsaufwand für Fördermittel. „Und jetzt warten wir noch auf das vom BMWI zugesagte Geld vom letzten Jahr. Wir wurden vertröstet, weil dieses Jahr das Geld nicht da ist. Wir sollen nächstes Jahr nachfragen.“ Und die Kunden. Die könnten in Deutschland etwas interessierter sein – die hiesigen Unternehmen sind sehr zurückhaltend und erkennen bisher nicht das Potential von Big Data. Da hat es ParStream in anderen Ländern leichter.
Kooperationen mit der Universität Sussex und Prof. Markl von der TU Berlin, einem führenden Datenbankexperten, und einem Beirat aus US-Experten bringen dem Unternehmen Risikominimierung. Die braucht es, um eine erfolgreiche Entwicklung weiterzuführen und das Produkt um neue Anwendungen zu erweitern, „die noch niemand auf der Welt erdacht hat“. Entweder man lerne so von den Fehlern anderer oder entdecke neue Möglichkeiten, die noch keiner hatte. Dafür ist dann der Austausch mit den neuen ständigen Mitarbeitern in den USA wichtig. Die kümmern sich um den Vertrieb in der Bay-Area von San Francisco und die neusten Trends der Branche.
ParStream ist eine führende Platform für Echtzeit-Big-Data-Analysen.