Indikator für das Nutzerverhalten
Immer wieder wird behauptet, die Vorschläge von Google lieferten eine exzellente Möglichkeit, Schlüsse über Einstellungen und Verhalten der Netzgemeinde zu ziehen. Das stimmt aber nur sehr eingeschränkt. Erstens gibt es Manipulationsmöglichkeiten, durch Kampagnen oder durch ein manuelles Eingreifen von Google. Zweitens werden in jedem Vorschlag aufgrund der Bayesianischen Algorithmen auch alle Informationen verarbeitet, die Google über den individuellen Benutzer, der die Anfrage stellt, selbst besitzt. Im Zweifel werden diese höher gewichtet als die Durchschnittswerte der Allgemeinheit.
Wer wissen will, wie sich andere verhalten, der muss zumindest anonym suchen. Auf jeden Fall lässt sich aus den Ergebnissen mehr auf das Nutzerverhalten schließen als auf die Realität, gerade was negativ besetzte Vorschläge über Personen und Unternehmen angeht. Dies ist eine direkte Folge der Selbstverstärkungs-Effekte, welche die in Teil 3 dieser Serie skizzierten Experimente nachgewiesen haben.
Der Preis des Komforts
Mit Google ist es im Prinzip wie mit zahlreichen anderen Angeboten im Netz: Dem Zeit- und Komfortgewinn steht stets auch der Preis gegenüber, dass Daten über einen gesammelt werden. Zahlreiche Anbieter versuchen mehr und mehr, den Benutzer aktiv zu beeinflussen.
Dieser Handel beginnt aber im Grunde genommen schon, wenn ich überhaupt im Internet surfe, mit EC-Karte zahle, Freunden SMS schicke, anstatt sie persönlich zu treffen und so weiter. Die Vorstellung, hier tatsächlich anonym zu bleiben, ist für die meisten Menschen wohl illusionär. Auch wenn ich Google nicht benutze, sammelt das Netz trotzdem Daten, die potenziell analysiert werden können.
Google macht hier also nichts Neues, sondern erweitert nur das, was in der Informationsgesellschaft ohnehin schon gilt: Information ist Macht und wer mehr Daten besitzt, hat auch mehr davon. Diesen Preis zahlt jeder, der auf all die praktischen Erleichterungen der täglichen Internetnutzung nicht verzichten möchte.
Fazit
Google Suggest ist nicht kostenlos. Ich bezahle für die Zeitersparnis und die Informationen mit meinen Daten.
Google Suggest ist nicht neutral. Ich erfahre nicht das, was ist, sondern das, von dem ein Algorithmus glaubt, dass es mich interessiert.
Negativer Selbstverstärkung kann ich mit verantwortungsbewusstem Verhalten begegnen. Das heißt erstens: Vorschläge wie „Promi xy alkoholsüchtig“ nicht allzu ernst nehmen. Zweitens, wenn ich es mir verkneifen kann: nicht darauf klicken.
Dieser Beitrag beschließt eine vierteilige Serie über die Chancen und Risiken von Google Suggest.
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